Kirche St Antonius

Die im II. Weltkrieg von den Nationalsozialisten konfiszierte Glocke trug die Jahreszahl 1427, woraus hervorgeht, dass zu dieser Zeit schon eine Kapelle in Niederdrees gestanden hat. Die Gründung der Antoniusbruderschaft 1443 lässt erkennen, dass diese Kapelle, die zur Pfarrei Oberdrees gehörte, dem Hl. Antonius gewidmet war. Ab 1696 ist belegt, dass in dieser Kapelle regelmäßig eine Hl. Messe gelesen wurde. Die Inhaber der Reaktorstelle (Frühmeßner) von 1696-1797 stammen – von zwei Ausnahmen abgesehen – aus unter sich verwandten Familien, wohl der Stifterfamilie, würden aber von der Gemeinde präsentiert.

1771 wurde der Kapelle ein größerer Kirchenraum “vorgebaut”, an den 1781 der Kirchturm angebaut wurde. Als Sakristei diente ein nach rückwärts zur Kapelle gelagerter Anbau. Die Kapelle bildete so den Chor- und Altarraum der Kirche.

1970 erhielt die Kirche neue Fenster nach Entwürfen von F. Pauli.

1978 wurde der bruchsteingemauerte Teil der Kirche verputzt und das vierteiligen Gesamt (Sakristei, Chor, Hauptschiff und Turm) erhielten außen einen weißen Anstrich. Am Turm wurde eine neu gefertigte Sonnenuhr angebracht.

1986 wurde das Innere der Kirche restauriert. Durch Erweiterung des Chorbogens und Entfernung des Hochaltares wurde der Chorraum in seiner ursprünglichen romanischen Bauweise (mit Tonnengewölbe) wieder ganz einsehbar gemacht und mit einem Tabernakel, Altar und Ambo nach neuen liturgischen Richtlinien durch den Künstler Hein Gernot ausgestattet. Der Kirchenraum wurde zum Einbau einer Blockspeicherheizung unterkellert.

1988 erhielt die Kirche eine zweite Glocke (für die im Krieg konfiszierte), die dem Hl. Antonius als Pfarrpatron geweiht ist, und zugleich eine elektrische Läutanlage.

1995 wurde eine behindertengerechte Auffahrt zur Kirche geschaffen.

Text: Pater Hermann Welter, OP, ehemaliger Pfarrer St. Antonius Niederdrees

Aus “555 Jahre Antoniusfest” ,Festschrift des Ortsvorstehers Peter Josef Boitz, 1989

 

Herr Hartmut Neumann kann die Aufzeichnungen von Pater Hermann noch weiter ergänzen:

Im Turm hängen zwei Glocken:

  1. Glocke mit der Inschrift: Ave Maria, gracia plena, dominus tecum. Anno Domini MCCCCXXVII (Gegrüßet seist Du, Maria, voll Gnade, der Herr ist mit Dir. Im Jahre des Heils 1427)

Daraus schließt man, dass 1427 hier bereits eine Kapelle gestanden hat.

  1. Glocke: Sie ist dem Heiligen Antonius, dem Einsiedler, zugeeignet.

„SANKTE ANTONI ADVVAPIE CLIENTES ICIN EREMIS gegossen von Anton Roden Eisen in Deutz“ (Hl. Antonius stiftwürdig den Schutzbefohlenen hier im Jammertal) steht auf der Glocke.

Sie musste 1868 von Anton Roden Eisen Deutz neu gegossen werden, da sie gesprungen war. 1917 wird die Antoniusglocke abgeholt, um für Munition und Kanonen eingeschmolzen zu werden.

Am Palmsonntag 1927 kann Pfarrer Herrmann Bosch eine neue Glocke einweihen. Der Pächter der Gemeindejagd Niederdrees, Herr Olef aus Lengsdorf, hatte für die Herstellung der Glocke 1.000 Mark gestiftet, konnte aber die Weihe nicht mehr miterleben. Die Patenschaft übernahmen die Witwe des Spenders und der Gemeindevorsteher Jakob Fuss.

Von Oktober 1967 bis August 1968 wird die Kirche gründlich restauriert. Der Landeskonservator und die eingesetzten Firmen leisten ganze Arbeit. Die denkmalpflegerischen Arbeiten führte die Dürener Firma Franz Görtz aus. Alle Gewerke waren in ihrer Hand, ausgenommen die Schreinerarbeiten, die dem Mieler Schreinermeister Griesinger übertragen wurden. Der Kölner Architekt Ingendaay plante die Ausführung und überwachte sie.

Der kleine Hochaltar ist in seiner alten Form wieder entstanden. Der Künstler Franz Pauli aus Köln trug die ursprünglich vorhandenen Farben wieder auf. Die Eisenbalkendecke ist nach der alten Zimmermannsmanier wieder entstanden. Sie hebt sich nun deutlich von dem sonst in schlichtem Hell ohne jeden Schnörkel gehaltenen Kirchraum ab.

Bei der Überprüfung durch den Landeskonservator wurden auch die alten Fensterproportionen wiederentdeckt. In diese 10 Öffnungen arbeiten die Handwerker mit alten Techniken sog. Eichenblockzargen. Für sie gestaltet Franz Pauli neue Fenster, die 1970 eingebaut werden.

Der Fußboden erhält Tonfliesen. Darunter befindet sich im Keller eine elek. Blockspeicherheizung. Die alte Eingangstür war nicht mehr zu retten. Sie fiel bei der Demontage auseinander. Doch die neue Eichentür wurde ihr nachgebildet und sieht der alten zum Verwechseln ähnlich.

1978: Die Idee des Verschönerungsvereins, eine selbst geschmiedete Sonnenuhr am Kirchturm anzubringen, hat schon Seltenheitswert. Pfarrer Prof. Dr. Heck hat die Zustimmung der Kirchenbehörde eingeholt, und Schlossermeister Helmut Schmidt führt die Arbeiten mit der Unterstützung des Feinmechanikers Manfred Vogel aus. Die Uhr ist aus Aluminium, hat einen Durchmesser von 3,5 Metern und wiegt knapp einen Zentner. Sechs Männer sind erforderlich, um die Uhr am Turm zu montieren.

1979: Am 9. Juni 1979 holen Männer der Feuerwehr den Wetterhahn vom Kirchturm herunter. Schlossermeister Schmidt erbringt wieder einen Beweis seiner handwerklichen Kunst, indem er nach dem Muster des alten Wetterhahns einen neuen erschafft und mit Blattgold zum Strahlen bringt. Als der Hahn wieder an seinen Platz auf dem Kirchturm gesetzt wird, reinigt man auch die Windrose, auf die er montiert wird und versieht die vier Rosetten ebenfalls mit Blattgold. Der alte Hahn kann in der Alten Schule in einer Eichenvitrine besichtigt werden.