Niederdrees die Dorfmitte im Laufe der Zeit

Hatte Niederdrees je ein Zentrum, einen Dorfplatz? Kirche und Schule bildeten die Dorfmitte, der gesellschaftliche Mittelpunkt lag bis zu dem Zeitpunkt, als ein Brand die Gaststätte Stein und den Saal unbenutzbar werden ließ, am Ende der Kirchgasse.

Welches Bild bot sich dem Kirchturm bis nach dem Krieg, wenn er auf die Abzweigung der Kirchgasse von der Hauptstraße (jetzt Niederdreeser Straße) blickte?

Beides sind sandige Wege ohne Bürgersteig, der Schulhof fällt zu beiden Wegen flach ab, so dass die Kinder dort im Winter rodeln können. Dem Kirchturm gegenüber vor dem Hof Euenheim steht ein hässliches graues Monument, ein rechteckiges Becken, umgeben von einer etwa ein Meter hohen Steinmauer: der Brandweiher. Er ist zu Beginn des Krieges angelegt worden, als eine Verordnung erlassen wurde, dass jeder Ort ausreichend Löschwasser vorzuhalten habe. Zuerst war es nur ein einfaches Wasserbecken, ein Fundament mit Mauern, in das etwa 100 Kubikmeter Wasser eingelassen werden konnten. Dann wurde das Becken wegen der Gefahr, die für die Kinder von ihm ausging, abgedeckt. Dass der Riesensarg die Dorfmitte zierte, kann man nicht behaupten.

1955 ändert sich das Bild des Dorfes besonders dadurch, dass die stark beschädigte Dorfstraße vom Hof Karl Schurz bis hin zur Kreisstraße eine Teersplitdecke erhält. Der Schulhof bekommt eine Umfassungsmauer, die gleichzeitig als Stützmauer dient, der bisherige Zugang zum Spritzenhaus vom Schulhof her wird zugemauert und ein Eingang von der Kirchgasse her geschaffen.

Ende 1959 beginnen die Arbeiten am Ausbau der Straßen des Dorfes und der Kanalisation in der Kirchgase, Straße für Straße werden die Kanalisationsarbeiten vorangetrieben. Im Zuge dieser Arbeiten lässt Bürgermeister Welkenhuyzen im Juni 1966 durch ein handstreichartiges Verfahren den hässlichen Löschweiher abreißen. Dann beginnt der Ausbau der Gehwege. Zwischen dem Haus Euenheim und der Kirche ist nun ein Platz entstanden, der noch der Ausgestaltung entgegen sieht. Hierbei wirkt sich besonders der Verschönerungsverein unter dem Vorsitz von Peter Boitz aus. Durch die Beteiligung an den Ausschreibungen für den Rheinbacher Stadtteilwettbewerb und der wiederholten Teilnahme an der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“ wird aus dem Platz eine Grünanlage. 1977 kann als Endpunkt der Ausgestaltung der Springbrunne in Betrieb genommen werden.

Im Oktober 1967 erwirbt die Gemeinde ein Grundstück für den Kinderspielplatz und den Bau eines Feuerwehr-Gerätehauses und im Jahr 1969 kann Bürgermeister Welkenhuyzen als eine letzte Handlung als Bürgermeister der selbstständigen Gemeinde Spielplatz und Gerätehaus zur Nutzung übergeben und das auch nur, weil beide Einrichtungen in dörflicher Gemeinschaftsarbeit errichtet wurden. Das Wartehäuschen gegenüber kam später dazu.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun das Jahr 2021/2022

Fast ein halbes Jahrhundert später zeigt die Anlage deutliche Altersschäden. Um ein gepflegtes Bild zu geben, müssten der Rasen und ein Teil der Bepflanzung regelmäßig geschnitten und die Wege gepflegt werden. Das geschieht jedoch nicht im notwendigen Umfang, so dass Pflegerückstände entstanden sind, die den Platz schnell verwahrlost aussehen lassen. Die Trockenheit der letzten Jahre hat den Bäumen und Sträuchern deutlich erkennbar geschadet. Sie zeigen irreparable Trockenheitsschäden. Dieses ungünstige Bild wird durch den inzwischen funktionsuntüchtigen Brunnen noch verstärkt. Der Platz ist als Ortszentrum nicht mehr attraktiv. Die Klagen gegenüber dem Ortsvorsteher über den desolaten Zustand häufen sich.

Und dann zeigt sich wieder, was einzelne Bürger auf die Beine stellen können. In diesem Glücksfall ein tatkräftiger, einfallsreicher, mutiger Ortsvorsteher, Holger Klöß, ein Landschaftsarchitekt und gelernter Gärtner, Jan Peter Stiller. Zusammen mit Jutta Hasselbach für den administrativer Bereich und Wilhelm Brendecke, zuständig für die Verwaltung der Finanzen, bilden sie das „Projektteam Dorfplatz-Erneuerung“. Ideen werden gesammelt, das Dorf gründlich informiert.

Stiller erstellt die Pläne zur Umgestaltung des Platzes und die erforderlichen Grundlagen für einen Antrag des Ortsvorstehers an das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, um am Programm „Dorferneuerung 2021“ beteiligt zu werden.

Das Ministerium bescheidet den Antrag positiv und stellt einen großzügigen Betrag unter der Auflage zur Verfügung, dass ein Drittel der Summe durch Eigenleistung und Spenden erbracht wird.

Das Ergebnis der Arbeit kann sich nun jeder ansehen. Unter fachlicher Anleitung durch J.P. Stiller ist ein großzügiger Platz entstanden. Die wesentlichen Merkmahle sind: Ein Brunnen, der nicht mehr durch Trinkwasser gespeist wird, sondern durch Regenwasser, in der Mitte ein Maibaum-Christbaumständer, streifenförmige Beete mit klimaresistenten, bienenfreundlichen Pflanzen und mehrjährigen Stauden. Etwas wird dort vom Frühjahr bis zum Herbst immer blühen. Die Pflanzenauswahl hat Stiller so getroffen, dass sie wenig Pflege brauchen. Ein Dorfbaum wird, wenn es die Finanzlage zulässt, dazukommen.

 

 

 

 

 

 

 

Ergänzt wird die Anlage durch eine solarbetriebene Ladestation für Elektro-Fahrräder vor dem Spielplatz.

Die Niederdreeser dürfen sich auf die Nutzung dieses schönen Platzes freuen und haben allen Grund, dem „Projektteam Dorfplatz-Erneuerung“ Respekt und Dank zu erweisen.

(Hartmut Neumann)

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