
Insektenhotel
Insektenhotel
Stelen aus Eichenholz als Brutmöglichkeit für Wildbienen. Entstanden anlässlich eines Naturworkshops für Kinder und Erwachsene im Jahr 2019
Wildbienen und Nisthilfen:
In Deutschland wurden bislang ca. 590 Arten von Wildbienen nachgewiesen.
Etwa 90% der Wildbienenarten leben solitär, das bedeutet, das Weibchen erledigt das Brutgeschäft selbständig ohne die Hilfe anderer Weibchen. Anders als bei Arten mit sozialer Lebensweise wie Hummeln, Honigbienen und einigen Furchenbienenarten gibt es bei solitären Bienen keine Arbeitsteilung und keine Vorratshaltung von Nahrung. Auf Grund ihrer kurzen Lebenszeit lernt die Mutter ihren Nachwuchs in der Regel nicht kennen.
Wildbienen sehen sehr unterschiedlich aus und sind äußerst vielfältig angepasst. Die kleinste heimische Art – die Steppenbiene – misst gerade einmal 4 mm, die größten Arten – Holzbienen und verschiedene Hummelköniginnen – werden bis zu 30 mm lang.
50% der Wildbienen nisten in einem Erdloch, 19% nutzen bestehende Hohlräume, 25% parasitieren als Kuckucksbienen bei anderen Arten.
Ca. 19% unserer heimischen Wildbienen legen ihre Brutzellen in bereits bestehenden Hohlräumen an, etliche auch gerne in künstlichen Nisthilfen. Dieses Nistangebot besteht in der Regel aus hohlen Pflanzenstängeln, Hartholz mit Bohrungen und Nisthilfen aus gebranntem Ton.
Wichtig ist die saubere Verarbeitung der angebotenen Nisthilfen, damit die Flügel nicht irreversibel beschädigt werden.
Gebohrt wird immer in das Längsholz, also ca. im rechten Winkel zur Holzfaser. Zum Bohren sollten möglichst hochwertige, neue, scharfe Bohrer verwendet werden, denn absolut saubere, splitterfreie und faserfrei Bohrungen sind wichtig!
Eine streng symmetrische Anordnung der Bohrlöcher ist mitunter nicht nur langweilig, sondern erschwert auch den Bienen zusätzlich die Orientierung beim Anflug.
Nach der Fertigstellung sämtlicher Bohrlöcher werden die Bohrreste aus den Löchern entfernt und eventuelle Holzfasern mit einem zusammen gerollten Schleifpapier geglättet.
Die Körpergröße solitärer Wildbienen und Wespen ist arztspezifisch. Sie besiedeln Löcher, in die sie gerade noch knapp hineinschlüpfen können, das minimiert den Materialverbrauch. Sinnvoll sind deshalb Durchmesser zwischen 2 und 9 mm, größere Gänge bleiben meist unbesiedelt. Durchmesser von 3-6 mm sollten mengenmäßig dominieren, weil häufig gerade diese engen Gänge Mangelware sind. Die Gangtiefe liegt bei ca. 8-10 cm.
Ob eine Nisthilfen belegt ist, erkennt man an den Verschlussdeckeln, die die einzelnen Brutröhren nach außen hin abschließen.
Nisthilfen können während des gesamten Jahres aufgestellt werden. Die Saison beginnt in der Regel im März mit dem Schlupf der gehörnten Mauerbiene und endet im August bis September. Ein sonniger, stauwarmer, windgeschützter Platz mit einer Ausrichtung nach Südosten bis Südwesten ist optimal. Die Anflugschneise sollte frei und nicht durch Äste, Pflanzen oder andere Objekte verdeckt sein.
Ideal sind mehrere kleine, unterschiedliche Nisthilfen im Garten.
Das Angebot an Nisthilfen in Baumärkten und Gartencentern orientiert sich häufiger am Aussehen als an den Bedürfnissen der Insekten:
- Waagerecht orientierte, gebündelte, markhaltigel Stängel werden kaum besiedelt.
- Hohle Stängel mit ausgefranstem Eingang zerstören die empfindlichen Flügel.
- Hohle Stängel mit übergroßem Innendurchmesser bleiben leer.
- Kiefernzapfen, Borkenstückchen, Stroh, Heu und ähnliches Material sind billig und füllen schnell große Räume. Sie haben aber als Unterschlupf und Überwinterungsquartier so gut wie keinen praktischen Nutzen für die Insekten.
- Schmetterlingsüberwinterungsquartier: Nur 3% der Tagfalter überwintern als Schmetterling. Sie haben keine Probleme geschützte Stellen (hohle Bäume, Schuppen, Garagen..) für die Überwinterung zu finden.
- Bohrlöcher im Stirnholz: Hier trifft meist eine ungeeignete Holzart auf unzureichende Trocknung des Holzes mit entsprechenden Problemen. Weichholz von Pappel und Weide fasert stark und bei Nadelhölzern ist die Harzbildung ein weiteres Problem.
Literatur:
Werner David „Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen“ Pala Verlag
Deutsches Bienenjournal „Wildbienen spezial“ Deutscher Bauernverlag
Kosmos Naturführer „Welche Wildbienen ist das?“
wildbienen.info: Paul Westrich stellt hier u.a. Fotogalerien und Steckbriefe bereit.
wildbienen.de: Fotos und Steckbriefe zu sehr vielen Arten